Das Blut als wichtiges Transportsystem verbindet alle Teile des Körpers. Es ist ein komplexes Gemisch aus zellulären, festen Bestandteilen und Blutplasma, das im Wesentlichen aus Wasser besteht. Im Blutplasma finden sich auch zahlreiche körpereigene Eiweißstoffe, Enzyme, etc. Die Blutmenge des Menschen entspricht ungefähr 7 bis 8 Prozent des Körpergewichtes. Ein Erwachsener von 70 Kilogramm hat daher etwa 5 bis 6 Liter Blut.

Bei einer Blutprobe wird eine kleine Menge (cica 2 bis 50 Milliliter) venöses oder arterielles Blut entnommen und mit speziellen labormedizinischen Methoden für diagnostische Zwecke untersucht. Die Verwendungsmöglichkeiten einer Blutprobe sind vielfältig und werden immer weiter verfeinert. Daher ist es möglich, mit einer einzigen Blutprobe sehr viele Untersuchungen durchzuführen. Eine gründliche Untersuchung des Blutes ist eine Kombination aus folgenden Untersuchungen:

Blutsenkungsgeschwindigkeit, (BSG)

Die BSG ist eine der ältesten Laboruntersuchungen, um nach Entzündungen, Infektionen und Tumoren zu fahnden. Sie gehört zum Basisprogramm jeder Blutuntersuchung.

Die BSG ermittelt die Geschwindigkeit, mit der sich die roten Blutkörperchen vom Blutplasma trennen und absetzen. Dazu wird unter Zugabe eines gerinnungshemmenden Mittels Vollblut in einer Röhre aufgezogen und senkrecht aufgestellt. Nach ein und zwei Stunden wird die Strecke abgelesen, die die Blutkörperchen zurückgelegt haben.

Normalwerte:

Frauen

1. Stunde: 10 bis 20 mm

2. Stunde: 15 bis 25 mm

 

Männer

1. Stunde: 5 bis 15 mm

2. Stunde: 10 bis 20 mm

 

Die Normalwerte steigen mit zunehmendem Alter an.

Abweichungen:
Die BSG ist ein unspezifisches Suchverfahren. Eine Erhöhung der Blutsenkung kann auf ein entzündliches Geschehen im Körper hinweisen, ohne dass daraus nähere Schlüsse auf die Ursache gezogen werden können. Die BSG wird auch häufig zur Verlaufskontrolle chronischer Erkrankungen einbezogen.

Eine Verlangsamung der Blutsenkung tritt nur bei seltenen Erkrankungen ein.

Kleines Blutbild

Das „kleine Blutbild“ zählt zum Standard jeder laboranalytischen Erstuntersuchung. Bei besonderen Fragestellungen wird zusätzlich ein „großes Blutbild“ oder „Differenzial-Blutbild“ angefertigt. Beim kleinen Blutbild werden die nachfolgenden Parameter bestimmt:

Hämatokrit

Der prozentuale Anteil der roten Blutkörperchen im Gesamtblut.

Normalwerte:

Frauen

35 - 45 Vol%

 

Männer

38 - 50 Vol%

 

Abweichungen:
Erniedrigte Werte: Hinweis auf Anämie oder akuten Blutverlust. Erhöhte Werte treten z. B. bei schweren chronischen Herz- und Lungenerkrankungen oder bei starkem Flüssigkeitsverlust bzw. Austrocknung auf.

  • Erythrozyten (Rote Blutkörperchen)

Rote Blutzellen werden im Knochenmark gebildet, besitzen jedoch keinen Zellkern. Sie enthalten den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) und gewährleisten damit u. a. die Versorgung des gesamten Organismus mit Sauerstoff sowie die Entsorgung von Kohlendioxid (CO2).

Normalwerte:

Frauen

4,1 - 5,1 Millionen Erythrozyten/Mikroliter

 

Männer

4,5 - 5,9 Millionen Erythrozyten/Mikroliter

 

Abweichungen:
Erniedrigte Werte werden definitionsgemäß als Anämie (Blutarmut) bezeichnet. Die Ursachen sind höchst unterschiedlich, z. B. Eisenmangel, aber auch schwere Erkrankungen wie Tumore.

Erhöhte Werte werden u. a. bei schweren chronischen Lungen- und Herzerkrankungen gemessen.

  • Hämoglobin (Roter Blutfarbstoff)

Das Hämoglobin ist der Hauptbestandteil der roten Blutkörperchen. Es handelt sich um ein eisenhaltiges Eiweiß, das Sauerstoff in der Lunge aufnimmt und bindet und im ganzen Organismus verteilt. Im Gegenzug wird Kohlendioxid (CO2) aus den Geweben aufgenommen und über die Lunge wieder in die Ausatmungsluft abgegeben.

Normalwerte:

Frauen

12,5 - 15,5 g/dl

 

Männer

14,0 - 18,0 g/dl

 

Abweichungen:
Ein niedriger Wert weist ebenso wie erniedrigte Erythrozytenzahlen auf eine Anämie hin. Häufige Ursache, vor allem bei Frauen und Kindern: Eisenmangel.
Zu einer Erhöhung des Hämoglobinwertes kommt es bei schweren Lungen- und Herzerkrankungen. Auch bei starken Rauchern und im Alter kann der Hämoglobinwert steigen.

Erhöhte Werte werden u. a. bei schweren chronischen Lungen- und Herzerkrankungen gemessen.

  • Leukozyten (Weiße Blutkörperchen)

Eine Gruppe unterschiedlicher weißer Blutzellen (Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten), deren Hauptaufgabe die Abwehr von Fremdstoffen und Fremdorganismen (Bakterien, Viren) ist. Die Gruppe der Leukozyten wird daher auch als „Gesundheitspolizei“ des Körpers bezeichnet.

Normalwerte:

4.000 - 10.000 Leukozyten/Mikroliter

 

Abweichungen:
Die Anzahl der Leukozyten im Blut schwankt relativ häufig. Eine Erhöhung der Anzahl beruht meist auf Infektionen und Entzündungen, aber auch zahlreiche weitere Erkrankungen führen zu einem Anstieg.

Erniedrigte Leukozytenwerte kommen vor allem bei Virusinfektionen und Immunschwäche vor, sind aber auch ein typischer Hinweis auf Schädigungen des Knochenmarks (z. B. Leukämie).

Erhöhte Werte werden u. a. bei schweren chronischen Lungen- und Herzerkrankungen gemessen.

  • Thrombozyten (Blutplättchen)

Thrombozyten sind scheibchenförmige, kernlose Zell-Körperchen, die im Knochenmark gebildet werden. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Blutgerinnung.

Normalwerte:
Ihre Anzahl schwankt, auch zwischen den Geschlechtern und altersbedingt; daher wird eine relativ große Bandbreite von

150.000 - 400.000 Thrombozyten/Mikroliter

 

als Normalwert angesehen.

Abweichungen:
Zu verminderten Werten kommt es bei schwerem Vitamin B12- oder Folsäuremangel; auch Störungen der Abwehrfunktion und Knochenmarkserkrankungen sind möglich.
Erhöhte Werte treten bei heftigen eitrigen Infektionen, fortgeschrittenen Krebserkrankungen und nach schweren Verletzungen oder Operationen auf. 

Lipide

Mit der Nahrung aufgenommene Fette gehören zu den wichtigsten Energieträgern und essenziellen Nährstoffen des Menschen. Ein Teil dieser Fette zirkuliert kontinuierlich im Blutkreislauf: die sog. Blutfette. Eine Erhöhung der Blutfette bzw. bestimmter Anteile gilt jedoch neben einem erhöhten Blutdruck als wichtigster Risikofaktor für Gefäßverkalkung, koronare Herzkrankheit (KHK) und Schlaganfall. Zur Abschätzung des Arterioskleroserisikos wird als Haupt-Risikofaktor zunächst das Gesamtcholesterin bestimmt.

  • Gesamtcholesterin

Cholesterin wird sowohl durch die Nahrung aufgenommen, kann aber auch im Körper selbst produziert werden. Dabei werden verschiedene Arten von Cholesterin unterschieden. Eine Erhöhung des Gesamtcholesterins lenkt den Verdacht auf eine Fettstoffwechselstörung.

Normalwerte:
Die Normalwerte für das Gesamtcholesterin wurden in den letzten Jahrzehnten deutlich gesenkt. Ein Cholesterinwert bis zu

200 mg/dl

gilt für beide Geschlechter als risikolos. Zu beachten ist dabei, dass dieser Wert für die Nüchtern-Blutentnahme gilt.

Abweichungen:
Erhöhte Werte sind ein Risiko für Arteriosklerose, koronare Herzkrankheit und Schlaganfall bzw. können ein Hinweis auf bereits bestehende arteriosklerotische Erkrankungen sein.

  • LDL-Cholesterin (LDL = Low Density Lipoprotein)

Das LDL-Cholesterin ist ein Cholesterin mit „geringer Dichte“. Eine Erhöhung des LDL-Cholesterins im Blut fördert die Fettablagerung in den Blutgefäßen; daher wird es auch als „böses Cholesterin“ bezeichnet. Das LDL-Cholesterin wird immer in Zusammenhang mit weiteren Risikofaktoren, z. B. hoher BlutdruckRauchen, etc. gesehen; daher wurden unterschiedliche Grenzwerte festgelegt.

Normalwerte:

Kein oder höchstens ein Risikofaktor

unter 160 mg/dl

 

Zwei und mehr Risikofaktoren

unter 130 mg/dl

 

Bei bereits bestehenden Erkrankungen wie Arteriosklerose, koronarer Herzkrankheit (KHK) oder Diabetes wird ein LDL-Cholesterin von unter 100 mg/dl angestrebt.

  • HDL-Cholesterin (HDL = High Density Lipoprotein)

Das HDL-Cholesterin weist eine „hohe Dichte“ auf und nimmt auch bereits in Blutgefäßen abgelagertes Cholesterin wieder auf. Das HDL ist somit ein natürlicher Gegenspieler des LDL-Cholesterins; ein hoher HDL-Spiegel im Blut gilt daher als Schutzfaktor vor Arteriosklerose („gutes Cholesterin“).

Normalwerte:
Für Männer und Frauen gelten unterschiedliche Werte:

Frauen

über 45 mg/dl

 

Männer

über 35 mg/dl

 

Abweichungen:
Ein erhöhter Wert schützt vor Arteriosklerose und deren Folgeerkrankungen und ist daher positiv zu bewerten. Erniedrigte Werte dagegen gelten als zusätzlicher Risikofaktor, z. B. für die koronare Herzkrankheit.

  • LDL/HDL-Quotient

Beide Cholesterinanteile - LDL und HDL - bestimmen das Arterioskleroserisiko. Daher wird aus beiden Messwerten der sog. LDL/HDL-Quotient ermittelt, der eine bessere Risikobeurteilung ermöglicht.

Normal

bis 3,5

 

„Grauzone“

3,6 - 3,8

 

Erhöht

ab 3,9

 

Abweichungen:
Werte, die diese Grenze überschreiten, können auf eine Fettstoffwechselstörung hinweisen und müssen daher durch ergänzende Laboruntersuchungen abgeklärt werden. Am häufigsten treten erhöhte Werte als Folge einer zu fetten und cholesterinreichen Ernährung auf; außerdem gibt es angeborene, vererbte Hypercholesterinämien.

Deutlich erniedrigte Werte sind selten und treten nur bei sehr speziellen Krankheiten auf, z. B. Schilddrüsenüberfunktion.

  • Triglyceride (Neutralfette)

Triglyceride werden ebenso wie Cholesterin über den Darm mit der Nahrung aufgenommen und auch im Organismus selbst hergestellt. Die Triglyceridspiegel hängen stark von der Nahrungsaufnahme ab; daher wird zu deren Messung grundsätzlich eine Nüchtern-Blutentnahme durchgeführt. Die Triglyceridspiegel im Blut werden in Zusammenhang mit den Cholesterinwerten zur Abschätzung des Arterioskleroserisikos herangezogen.

Normalwerte:

Frauen und Männer

bis 200 mg/dl

 

Abweichungen:
Erhöhte Triglyceridspiegel im Blut treten bei Überernährung und Adipositas (Fettsucht) auf; auch starker Alkoholkonsum steigert diesen Wert.

Deutlich erniedrigte Werte sind selten, z. B. als Folge einer Schilddrüsenüberfunktion oder bei schweren Verdauungsstörungen

Glukose

Kohlenhydrate sind für den Menschen wichtige Energielieferanten. Nach Aufnahme über den Darm werden sie in Zucker aufgespalten. Daneben kann Zucker natürlich auch direkt mit der Nahrung zugeführt werden.

In einem feinen Regelkreis unter Beteiligung der Bauchspeicheldrüse (insbesondere Insulin) wird der Blutzucker- oder Glukosespiegel im Blut innerhalb gewisser Grenzen gehalten. Der Blutzuckerspiegel wird im sog. Kapillarblut (Einstich in Fingerkuppe oder Ohrläppchen) oder im Plasma bestimmt.

Normalwerte:
Der Grenzwert für den Blutzuckerspiegel wird ebenfalls nüchtern ermittelt.
Der Normalwert beträgt

70 - 110 mg/dl

 

Abweichungen:
Für eine Beurteilung sollten immer mehrere Werte vorliegen. Bei dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegeln besteht eine Zuckerkrankheit, der sog. Diabetes mellitus. Erhöhte Blutzuckerspiegel sind besonders tückisch, da sie unspezifische Symptome zeigen. Ein Diabetes mellitus bleibt daher oft jahrelang unerkannt, führt aber frühzeitig zur Schädigung vieler Organsysteme. Die Bestimmung des Blutzuckerspiegels gehört daher zur Routine jeder Laboruntersuchung.

Verminderte Werte werden nur in Ausnahmefällen beobachtet und treten am häufigsten als Folge einer Insulinüberdosierung bei Zuckerkranken auf. 

Harnsäure

Die Harnsäure entsteht im Organismus als Abbauprodukt der Purine (spezielle Eiweißstoffwechselprodukte). Die Harnsäurespiegel sind wesentlich von der Ernährung abhängig. Da erhöhte Harnsäurespiegel ein Risikofaktor für Gicht sind, gehört auch deren Bestimmung zum Standard einer Laboranalyse.

Normalwerte:
Der Grenzwert für den Blutzuckerspiegel wird ebenfalls nüchtern ermittelt.
Der Normalwert beträgt

Frauen

2,0 - 6,0 mg/dl

 

Männer

3,0 - 7,0 mg/dl

 

Abweichungen:
Erhöhte Harnsäurespiegel im Blut beruhen am häufigsten auf einer vererbten Stoffwechselkrankheit. Purinreiche Ernährung (z. B. Fleisch, Innereien, Ölsardinen, etc.), Übergewicht und übermäßiger Alkoholkonsum tragen zu erhöhten Werten bei.

Erniedrigte Werte sind extrem selten.

Harnstoff

Harnstoff ist das Hauptabbauprodukt des Eiweißstoffwechsels und wird in der Leber gebildet. Harnstoff wird über die Nieren ausgeschieden. Die Harnstoffkonzentration im Blut wird daher als orientierender Wert für die Nierenfunktion genutzt.

Normalwerte:

10,0 - 50,0 mg/dl

Abweichungen:
Erhöhte Harnstoffwerte im Blut weisen z. B. auf eine chronisch gestörte Nierenfunktion hin; allerdings steigen die Werte erst ab einem Verlust der Nierenleistung von mindestens 50 Prozent an. Auch bei schwerer Herzinsuffizienz steigt der Harnstoffspiegel im Blut.

Erniedrigte Werte treten z. B. als Folge schwerer Lebererkrankungen auf.

Wichtig: Keinesfalls sollten Sie die Ausführungen Blutuntersuchung zur Stellung einer Selbstdiagnose oder gar Selbstbehandlung einsetzen. Ein einzelner Laborwert kann aus den verschiedensten Gründen immer abweichen und muss ggf. erneut überprüft und/oder durch weitere Untersuchungen ergänzt werden - dies gehört ausschließlich in die Hände Ihres Arztes.