Die Schilddrüse - kleines Organ, große Wirkung

  • Schilddrüse

Die Schilddrüse ist vielleicht das unterschätzteste Organ im menschlichen Körper. Funktioniert sie einwandfrei, findet sie kaum Beachtung. Kommt es jedoch zu Störungen, kann dies ernsthafte Auswirkungen auf zahlreiche wichtige Körperfunktionen haben. Wir verraten Ihnen, welche das sind, woran Sie Anzeichen für Fehlfunktionen der Schilddrüse erkennen können – und was sich dagegen unternehmen lässt.

Klein, aber oho: Die Schilddrüse ist ein echter Alleskönner. Im vorderen Halsbereich unterhalb des Kehlkopfes gelegen, bildet das schmetterlingsförmige Organ Stoffe, die sich auf fast alle wichtigen Funktionen unseres Körpers auswirken. Die jodhaltigen Hormone Triiodthyronin und Thyroxin beeinflussen etwa den Stoffwechsel, das Herz-Kreislauf-System, verschiedene Vorgänge im Magen-Darmtrakt, Sexualfunktionen oder auch die seelische Verfassung. Gesteuert wird die Hormonproduktion aus dem Gehirn bzw. der Hirnanhangdrüse. Der Treibstoff, den die Schilddrüse zur Bewältigung ihrer Aufgaben benötigt, ist neben Eiweiß vor allem Jod. Das Spurenelement bezieht das Organ aus der Nahrung und lagert es teilweise im eigenen Gewebe ein.

Wenn die Schilddrüse nicht richtig funktioniert

Sofern sie reibungslos arbeitet, misst der Schilddrüse trotz ihres großen Einflusses auf den gesamten Körper kaum jemand Bedeutung bei. Wie wichtig das bei erwachsenen Menschen normalerweise nur 25 bis 30 Gramm schwere Organ tatsächlich ist, zeigt sich erst, wenn seine Funktion gestört ist. Produziert die Schilddrüse nämlich zu viel oder zu wenig Hormone, treten vielfältige Beschwerden auf. Bei Jodmangel können auch Knoten oder eine krankhafte Vergrößerung des Organs (Kropf oder auch Struma genannt) entstehen. In Deutschland leidet etwa jeder Dritte an einer Schilddrüsenerkrankung, wobei Frauen etwa vier Mal häufiger betroffen sind als Männer.  Operationen zur Entfernung überschüssigen Schilddrüsengewebes zählen zu den häufigsten operativen Eingriffen überhaupt.

Schilddrüsenunterfunktion: Wenn der Körper auf Sparflamme läuft

Wenn die Schilddrüse nicht ausreichend Hormone bildet, kommt es im gesamten Körper zu einer Unterversorgung (Hypothyreose). Der Organismus quittiert das mit einer Verlangsamung verschiedener wichtiger Stoffwechselprozesse, was sich etwa in Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, fehlendem Appetit und erhöhter Infektanfälligkeit äußern kann. Häufig sind auch Wassereinlagerungen, die sich beispielsweise durch Schwellungen der Augenlider und ein aufgedunsenes Gesicht bemerkbar machen. Oft haben Betroffene trotz unveränderter Essgewohnheiten mit Gewichtszunahme zu kämpfen. Bei Frauen kann eine Schilddrüsenunterfunktion ferner zu Symptomen wie einer unregelmäßigen Monatsblutung oder eingeschränkter Empfängnisfähigkeit führen. Bei Kindern kann es zunächst zu einer geistigen Störung mit Schwerhörigkeit (Kretinismus), später dann zu Symptomen wie Sprach- und Koordinationsstörungen, Stimmungsschwankungen oder Antriebsarmut kommen. Da in Deutschland die Untersuchung auf eine Schilddrüsenunterfunktion bei Neugeborenen Standard ist, ist eine frühzeitige Behandlung jedoch in der Regel kein Problem.

Als Ursachen einer Schilddrüsenunterfunktion kommen etwa Entzündungen (z.B. die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis, bei der das Immunsystem das Schilddrüsengewebe ins Visier nimmt), eine Operation des Organs, die Überdosierung bestimmter Medikamente oder auch Jodmangel in Frage. Darüber hinaus existieren angeborene Unterfunktionen, etwa durch eine zu kleine oder sogar vollständig fehlende Schilddrüse. Auch Störungen im Gehirn bzw. in der Hirnanhangdrüse können dazu führen, dass eine sonst intakte Schilddrüse zu sparsam arbeitet.

Schilddrüsenüberfunktion: Hormone im Überfluss

Übertreibt es die Schilddrüse hingegen mit der Hormonproduktion (Hyperthyreose), reagiert unser Körper mit den gegenteiligen Symptomen. Das heißt, dass es zu einer Beschleunigung der Stoffwechselprozesse kommt, die sich z.B. durch gesteigerten Appetit, Nervosität, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Reizbarkeit und Schlafstörungen bemerkbar machen. Bei Kindern äußert sich die Schilddrüsenüberfunktion oft in Wachstumsstörungen, Wutanfällen sowie Bauschmerzen und Durchfällen. Auch bei Hyperaktivität kommt die Erkrankung als Auslöser infrage.

Die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion ist die Basedowsche Erkrankung (Morbus Basedow). Bei dieser Autoimmunerkrankung wird die Schilddrüse Ziel der körpereigenen Abwehr: Das Immunsystem bildet Antikörper, die zu einer gesteigerten Hormonproduktion in der Schilddrüse führen. Typische Anzeichen für die Basedowsche Erkrankung sind eine Vergrößerung des Schilddrüsengewebes, Herzrasen und ein Hervortreten der Augäpfel. Die zweithäufigste Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion ist die sogenannte Autonomie, deren häufigster Auslöser ein Jodmangel ist. Bei dieser Form steuert nicht mehr die Hirnanhangdrüse die Hormonproduktion, sondern autonome Areale der Schilddrüse selbst.

Symptome in der Übersicht

Schilddrüsenunterfunktion Schilddrüsenüberfunktion
Antriebsarmut (lustlos, depressiv verstimmt) Bewegungsunruhe, Reizbarkeit
Appetitlosigkeit Gesteigerter Appetit
Erhöhtes Schlafbedürfnis, Schlafstörungen, Müdigkeit Schlafstörungen bis hin zur Schlaflosigkeit trotz erhöhtem
Müdigkeitsempfinden
verlangsamter Puls, schwache/eingeschränkte Muskelreflexe Bluthochdruck, erhöhte Pulsfrequenz, Herzklopfen bis hin
zu Herzrasen, Herzrhythmusstörungen
Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen Unruhe, Nervosität, zitternde Hände
Gewichtszunahme Gewichtsabnahme
Kälteempfindlichkeit Wärmeempfindlichkeit, übermäßiges Schwitzen, Hitzewallungen
erhöhte Anfälligkeit gegenüber Infekten Vergrößerung der Schilddrüse (so genannter Kropf, Struma)
Haarausfall, Haut und Nägel können sich verändern Haarausfall
Heisere Stimme, häufiges Räuspern Muskelschmerzen und –schwäche
Unregelmäßiger Monatszyklus bei Frauen Zyklusstörungen
Geringe Lust auf Geschlechtsverkehr Labile Gefühlslage, Reizbarkeit

Gestörte Schilddrüse – welcher Arzt hilft?

Wer aufgrund der oben genannten Symptome eine Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion bei sich vermutet, sollte auf jeden Fall einen Arzt zu Rate ziehen, da nur dieser eine zuverlässige Diagnose stellen kann. Die gute Nachricht: Patienten mit Schilddrüsenfehlfunktionen können meist ein weitgehend normales Leben führen. Voraussetzung ist, dass der jeweilige Zustand erkannt und konsequent behandelt wird. Dazu kann der Arzt beispielsweise die Konzentration der Schilddrüsenhormone im Blut messen oder per Ultraschall die Größe und Beschaffenheit des Organs untersuchen. Am zuverlässigsten kann ein Endokrinologe, ein Facharzt für Stoffwechselerkrankungen, eine Schilddrüsenfehlfunktion feststellen.

Behandlung einer Unter- und Überfunktion der Schilddrüse

Liegt eine Unterfunktion vor, ist eine lebenslange Behandlung mit Medikamenten unumgänglich. Wer synthetisch hergestellte Schilddrüsenhormone einnimmt, ist zwar meist in absehbarer Zeit ohne Symptome, doch diese kehren zurück, wenn die Stoffe abgebaut sind. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion hingegen verordnet der Arzt Medikamente, die die Hormonproduktion hemmen. Dadurch normalisiert sich der Stoffwechsel in der Regel nach zwei bis drei Monaten. Oft ist die Therapie jedoch längerfristig angelegt, um Rückfälle zu verhindern. Bei Patienten mit Schilddrüsenautonomie besteht neben Medikamenteneinnahme zudem die Möglichkeit, die Fehlfunktion durch eine Operation bzw. eine Radiojodtherapie – die Einnahme radioaktiven Jods zur Beseitigung fehlerhafter Zellen – zu behandeln.

Das können Sie tun, um einer Störung der Schilddrüse vorzubeugen

Essen

Die Schilddrüse benötigt Jod, um reibungslos arbeiten zu können. Sowohl Patienten mit einer Schilddrüsenunter- als auch solche mit einer -überfunktion sollten daher auf eine ausreichende Versorgung mit dem Spurenelement achten. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei Erwachsenen bei 200 µg. Der Bedarf deckt sich üblicherweise über jodhaltige Lebensmittel, z.B. durch Jodsalz, aber auch durch Milch und Milchprodukte, Brot, Fisch oder Meeresfrüchte.

Kinderwunsch

Bei schwangeren oder stillenden Frauen mit einer Schilddrüsenunterfunktion sollte der Arzt klären, ob eine zusätzliche Jodzufuhr sinnvoll ist.

Blutwerte

Da Schilddrüsenerkrankungen zum Teil erblich bedingt sind, können Vorsorgeuntersuchungen durchaus sinnvoll sein. Lassen Sie daher regelmäßig die Konzentration des Schilddrüsenhormons im Blut untersuchen – ganz besonders dann, wenn es in Ihrer Familie bereits entsprechende Krankheitsfälle gegeben hat.

Rauchen

Verschiedene externe Faktoren können Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse begünstigen. Dazu gehören beispielsweise Rauchen, übermäßiger Stress, verschiedene Umweltgifte oder auch Röntgenstrahlen.

  • Leichtgewicht: Die Schilddrüse eines erwachsenen Menschen wiegt nur zwischen 25 und 30 Gramm.

  • Die Schilddrüse besteht aus etwa drei Millionen kleinen, blasenartigen Hohlraumstrukturen, den sogenannten Schilddrüsenfollikeln.

  • Etwa jeder 3. Bundesbürger leidet an einer Schilddrüsenerkrankung.

  • Operationen zur Entfernung überschüssigen Schilddrüsengewebes zählen zu den häufigsten operativen Eingriffen überhaupt.

  • Frauen sind von Krankheiten der Schilddrüse etwa 4 Mal so häufig betroffen wie Männer.

  • Der TSH-Wert (Thyroidea-stimulierendes Hormon), der eine Störung der Schilddrüse anzeigt, sollte bei Erwachsenen zwischen 0,40 und 2,5 mU/l liegen. Werte darüber deuten auf eine Schilddrüsenunterfunktion hin, solche darunter auf eine Überfunktion.

  • Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts erkranken in Deutschland pro Jahr etwa rund 7.000 Menschen an Schilddrüsenkrebs.

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